INBEGRIFF 
31.5.17, 07:31
Geposted von Kerstin Seidel

INBEGRIFF



Meine Sätze reden mich
rastlos greife ich nach Sternen
die mir die Welt in Waagrechte teilen
in´s Lot das Leben heben hinter Linien
und Streifen liegen Lügen und spielen
auf Zeit, aber die Ratio rotiert ratlos
bin ich nicht stiller geworden nur
die Worte fehlen mir - stattdessen
nehme ich meine Hände zu Hilfe
weil das, was sie berühren bleibt
bei mir und ich greife und begreife dich

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MENSCHEN 
22.5.17, 21:00
Geposted von Kerstin Seidel

MENSCHEN



Durch den Dreck
gegraben tief traurig
frage ich:
Was sind wir?
schwer, schwarz
gepflügte, geharkte, gesiebte
Klumpen aus Erde und
Staub verweht, vergänglich
alle Worte weiß aus unserem Mund
alles Fleisch auf unseren Knochen
alle Narben auf unserer Seele
das sind wir, Menschen,
die essen und verdauen
die hassen und lieben
die zerstören und schöpfen
die vergessen und erinnern
das sind wir,
antwortet mein Herz

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GEGEN DEN STROM 
22.5.17, 20:06
Geposted von Kerstin Seidel

GEGEN DEN STROM



Wir zerren die Worte
aus der Deckung und
schicken Sätze
über die Planken
widerstehen
dem Strudelsog
wogen
in den Wellen
schwimmen
gegen den Strom
weit weg
vom Sinngetue
vom Seinsgehabe
einfach so
frei Schnauze

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SINGLE 
22.5.17, 19:44
Geposted von Kerstin Seidel

SINGLE


Wenn eine Frau alleine steht,
dann werden Worte schärfer
präziser, wie Wellenmuster am Strand,
die wissen, dass sie niemals
bleiben werden, so
spricht sie, die einmal Liebende war
die Sprache der Liebe, aber rein
und bar von allem ohne Ausweg
und ohne Antwort, aber du
sprudelst Silben und stülpst Sätze
über sie mit Mund und Zunge und Lippen
Lustschweiß und Seelenstaub und du
trinkst ihre Schreie wie das Wasser,
das zurückfließt zu ihr
auf unterirdischen Wegen kalt und klar

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GOLD 
22.5.17, 19:40
Geposted von Kerstin Seidel

GOLD


Mein Verlangen pflückte
Gold von deinen Zweigen
stiegen Lieder empor
zwischen Blume
und Baum stand dein Haus
aus Licht tief in deinem Blick
schlief der Wind kämmte
uns Flausen in den Kopf
und das Herz wo
der Duft von Dauer lag
in klarer Luft brannten
unsere trockenen Tage lichterloh
so fegten Stürme die Lichtung
leer und lang war die Nacht
schwang Glück mit mir
tastenweise unter deinen Fingern

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IN DUBIO PRO VITA 
18.5.17, 06:55
Geposted von Kerstin Seidel

IN DUBIO PRO VITA



Im Zweifel fürs Abschneiden
vom alten Zopf und das Zerdeppern
der Decke aus Zuckerguss
und für den Knacks im eigenen Kopf

Im Zweifel fürs Flüchten
weg von der Norm und das Killen
der getupperten Träume
und für den Hops aus der Uniform

Im Zweifel fürs Lieben im Stillen
voll leiser Freundlichkeit und das Hören
der Stimme der Herzen
und für´s Heilen der Wunden durch Zeit

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GESCHLÜPFT 
18.4.17, 07:20
Geposted von Kerstin Seidel

GESCHLÜPFT



Schau, wenn ich atme
dehnen sich alle Fenster
über die Hutschnur driften
alle Daten davon, geboren
im Wind -
konfuses Kerzel, flackernd
im Senflicht, dann
sich summierend
diese Frau wie an Fäden
verstrickt steigt sie aus
ihrem Nest und wächst sich
zum bunten Vogel

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NIMUE 
17.4.17, 09:54
Geposted von Kerstin Seidel

NIMUE



Ich bin der See kalt und still
und dunkel ruh dich aus
in der Tiefe meiner Augen
steht die Nacht im Saum der Sterne
ist mein Kleid gold und schwarz
entblöß ich meine Ufer wartend
warm und weich dich bettend jetzt
sehne ich den Untergang herbei
dich will ich immer
deine Hände und den Bug deiner Stirn
gleiten lassen über meine Wasser hin
in Wellen weißer Lust schaumgekrönt
sind wir uns neu geboren

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UNTER DER HUTSCHNUR 
9.4.17, 08:42
Geposted von Kerstin Seidel

Unter der Hutschnur,



hingen ihm
tosende Tastorgane
müde
vom Sammeln der Sorgen, aber
hinter seinen Schläfen schliefen
Schmetterlinge auf Champagnerperlen
und träumten
eine Operetka origineller Oktaven
orange, olive
sich summierende Schichten,
eine Tiara
aus Tönen und Tempera
Farbauftrag der Fernsucht das helle
Knistern der Fläche
und Konturen
die Verstreuung des Lichts
sich aufbäumend in seinem Kopf
die Kunst, die nach sich selbst greift
und trägt

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ORANGE 
8.4.17, 17:35
Geposted von Kerstin Seidel

ORANGE



Aus gelb und rot
macht er kleine Vögel
die auf sein Wort hin
über die Strasse fliegen
seine Hände sind so leicht
dass sie ihre Haut berühren
ohne Zeichen zu hinterlassen
seine Füße gehen ohne Abdruck
noch sehr weit
über das dunkelblaue Wasser
ohne Angst vor dem Schwindel
unter ihm steht die Sonne
im Zenit und alle sehen es
und als sie starb rief er sie
aus dem Himmel und
auf sein Wort hin
kehrte sie zurück in die Schwerkraft
und alle sehen die Vögel kommen
die kleinen frierenden Vögel
im blassblauen Morgen wärmt er heil
webt wundersame Welten aus gelb und rot
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