AM ABEND 
19.8.18, 12:25
Geposted von Kerstin Seidel

AM ABEND



liegen die Wolken übereinander
geschichtet wie Schiefer
vom endlos schweifenden
Horizont kann ich mich lösen
lautlos über hellen Himmel
tippeln und zeitverrutscht
den anderen Rand erreichen,
schwarzgerafft schimmert
das Ufer wie schön der Fluss
bleibt wo er ist und lauscht,
entschwundene Stimmen
rufen die Nacht nach Hause

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PLASTIK 
19.8.18, 12:22
Geposted von Kerstin Seidel

PLASTIK



komm zu mir
wenn meine Träume
Terpentin trinken,
wenn mein Wein
wie Wasser schmeckt,
wenn ich glaube
ich sei ein Zug
der zu entgleisen
droht
mein Utopia
von Untotem lebt
auf dem Rücken liegt
sich ergibt und
weint vor Verzweiflung,
wenn meine Sprache
vom Handy geboren wird
und Siri meine Worte weiß,
komm zu mir
du bist doch schon
mein Bildschirmbild und so schön
bunt

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RÃœCKENWIND 
19.8.18, 12:01
Geposted von Kerstin Seidel

RÃœCKENWIND



Wir hatten Tempo-
Taschentücher und feste Schuhe und
den längeren Atem, zum Rauchen
gab es Gras und Gauloises -
sagt mal ihr kennt doch noch das Bild
das Andere? Wir hatten Autonomie und Auftrieb, Launen so viel hatten wir, dass wir es aufgaben zu zählen
geschätzte hunderttausend Hundetapser zum Strandbad am
Baggersee erinnerte nackte Schöne
kamen uns entgegen im Tagebuch
unsere Wünsche waren grenzenlos,
denn gerade passierte Rückenwind
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SOMMERNACHMITTAG 
19.8.18, 11:58
Geposted von Kerstin Seidel

SOMMERNACHMITTAG



Geblümtes Kleid, dann
wie Perlschnüre weiße Riemchensandalen
an gebräunten Füßen und kirschrote Lippen
küssen den Geschmack von Erdbeeren
in Eis auf der Zunge zergehen
Versprechen wie Vanilleeis
schmeckt der Tag süßer die Liebe
neu am Nachmittag die Sonne
zeichnet weiße Linien in die Laken
das Lächeln des Mannes Leichtigkeit genießen seinen Herzschlag spüren diese hautnahe Hitze, scharfer Schweiß, dann Bauch an Bauch die Berührungen bleiben blickdicht
die Jalousien geschlossen dahinter
offene Liebe bei vollem Bewusstsein

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SOMMERFRAU 
19.8.18, 11:56
Geposted von Kerstin Seidel

SOMMERFRAU



Diese grüne Frau
blüht im Gras ihrer Gedanken
liegen Wolken und träumen
ins Blau mit Luftfäden lässt sie
Steine fliegen ohne Ziel
ist sie pur Lindenlaub
ein Staubkorn im Auge das
sieht mit geschlossenem Lid
mein und dein ist ein Schild
aus Schatten es verblasst

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MONDMORGEN 
19.8.18, 11:54
Geposted von Kerstin Seidel

MONDMORGEN



Hallo du, halbierter Himmelskörper
du Perlensplitter, sonnenseitig,
weitig, mittig angefacht hell und heiter,
weltab ein Klickerstein flippst du
klarend über‘s Firmament, Fadenöse
du silbern Schimmer, Sternseide
am Saum vergangener Nacht
hab ich die Stille ausgemessen
und ein Mondkleid mir gemacht

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IM TONTEICHBAD 
19.8.18, 11:52
Geposted von Kerstin Seidel

IM TONTEICHBAD



Bauch an Bauch am Beckenrand
und Bäume um den See, die ihre
Blätter wie altes Wissen abwerfen
zu früh in diesem Jahr die Erde
dreht sich schneller, nimmt uns mit
und stündlich peilen wir
den Stand der Sonne überm großen Sprungturm ein lauer Wind weht
Pappbecher hinter Handtüchern
schlottern Kinder unter den Flügeln
fürsorglicher Frauen der Wind
kräuselt das warme Feucht den
Muschelton im Ohr gleite ich
mit geschlossenen Augen
unter die Wölbung des Wassers

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MITTAG AM SEE 
19.8.18, 11:51
Geposted von Kerstin Seidel

MITTAG AM SEE



Sonnenzenit, Stillstand
jeder Bewegung
nur Libellen kreuseln hier
und dort in summenden Linien
das Wasser und landen schließlich
auf kühlendem Stein und öffnen
und schließen schimmernde Flügel
blau wie der See und die Buchen
und Weiden bleiben schattenlos
gebannt in glühender Hitze die Seele
atmet nach innen, klein, allein
und Stille ringsum wie
verstummte Zeit in
geräuschlosem Raum als ob
alles Lebende staunt in
erleuchtetem Warten
auf die Kühle der Nacht

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MEIN SCHATZ 
19.8.18, 11:48
Geposted von Kerstin Seidel
Für Kurt:

MEIN SCHATZ



Eine Nachtundnebelaktion
am Ufer des Deiches stehend
gleitest du in den Schlaf
geboren in meinem Herzen
bleiben wir unzertrennlich
im Tanz der Ãœberallwesen bei
Sonnenaufgang am Ufer entlang
ein viel zu früher Gesang der Möwen
aber wir sind leise
schon vor dem Erwachen weißt du
wer du bist
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IN DEINEM ARM 
19.8.18, 11:47
Geposted von Kerstin Seidel

IN DEINEM ARM



Die Landschaft ein Singsang aus Sehnsucht und
Sonnenblumen unterlegt mit dem Schimmern der Sterne nachtblau
die Stunde später
stand die Stille als dunkler Deich,
die Nacht trieb
Mondlicht im Wasser verschilfte
das Ufer zu Rohren und
ich schlief im Garten auf betrunkenem Boden
morgennass wie ein neugeborenes Noch
mehr zeigte mir der Wind
Zuversicht und strich mir Sonnenschein
vom Nacken
als ich aufwachte
in deinem Arm

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