LEICHT 
14.9.19, 10:52
Geposted von Kerstin Seidel

LEICHT



Eine, der Enge und Ordnung
nicht fremd sind sammelt
die Echos von kahler Wand
mit Pickel und Sprache bewandert,
das „Hallo“, das „Hoppla“, Leichtes
sprechen vom Tapetenwechsel wer,
wenn nicht ich, hört mir zu
die Zeit
führt ins endlich Offene

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VERSPRECHEN 
14.9.19, 10:51
Geposted von Kerstin Seidel

VERSPRECHEN



Mit gläsernen Füßen
taumelt die Nacht trägt
Träume im Mund durch
die Wiesen wehen
sanfte Kläng
Flussatem herauf zu uns
tastend zwischen Spiegelscherben
starr seit berstender Stein schlägt
in Seelen und Häuser öffne ich
die Tür noch vor dem Tag und
die Fenster den singenden Händen
des Winds die mich fassen
wie man Vertrautes aufhebt und
bleibt
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ECHO 
19.8.19, 18:41
Geposted von Kerstin Seidel

ECHO



Des Kornes Duft reift,
streift Rauch vom Feuer,
Versprechen auf Brot und Wärme,
verbrenndes Gehölz diese Glut
trägt Geheimnisse wie ein Freund
in die Nacht sternenvoll, blasig
blähen die Himmel sich bis
hart ans flimmernde Zerplatzen
saugt hungrige Finsternis
an der Erde ruht meine Stirn
und meine Stimme sei ihr Echo
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UNIFORM 
19.8.19, 18:38
Geposted von Kerstin Seidel

UNIFORM



Das sitzt wie
eine zweite Haut,
eine Uniform, gestärkt,
frisch gewaschen und
nachts an den Schrank gehängt
überm Bügel glatt gestrichen leer
die Taschen, tadellos der Schnitt
passt hauteng mit Platz für nichts
drunter außer Knochen fest
um den Hals der Kragen weiß
geschminkt und weggelächelt
das Gesicht
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REISE 
19.8.19, 18:36
Geposted von Kerstin Seidel

REISE



ins Innere des Fotos
Erinnerung, farbige
aus ihrem Innern
leuchtende Scherben,
hautnah, ein kleines Grasstück,
ein Gedächtnis, gebettet auf die Lamellen
der Lichtgeschwindigkeit, netzgrün Schemen-
haft am Sichtfenster
belebt sich die Weite
in helles und dunkleres
es öffnet mir die Augen
wohin
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ATME 
19.8.19, 18:33
Geposted von Kerstin Seidel

ATME



Atme suchend die Sonne
brennt mir ins Fleisch
allein schlucke ich den Schlaf
fresse alles Grün dieser Erde
und atme süchtig den Sommer
verbrennt in mir das Meer
der Einsamkeit ertränkt mich
in trockener Erde und Sand
streut mir in die Augen und
nennt es Wahrheit

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JULIHIMMEL 
19.8.19, 18:31
Geposted von Kerstin Seidel

JULIHIMMEL



Mein Irrtum oder deiner, was soll er
uns? Wir haben einen Schimmer,
Halluzinationen, Horizont, Haufen Stoffs,
zwischen denen sich nachts die Klarheiten ballen,
legen wir Hand an
die Deichsel, im Vertrauen auf Erreichbarkeiten,
die Distanzen in den Augenwinkel gaukeln Gewissheit,
was wir wissen wach bleiben,
nicht haben, kann uns nicht bewegen,
aber wir geben nicht auf, Nähe, hören nicht auf lautlos,
entrückt
wie jedes Inferno, das wir kennen, stürzt es
hinter die Hecke, sagen wir und meinen
Gerölle, nie ausgehöhlt von anderem
als Wünschen bleibt unser Haus heil
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EWIG 
19.8.19, 18:20
Geposted von Kerstin Seidel

EWIG



Dem Tageslicht einen Weg weisen,
dann den Stuhl zurecht rücken
die Unebenheit des Gedankens
fest in der Hand halten bis
ein Abdruck entsteht, der
vielleicht zu leben beginnt
eh ich vergeh
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BLIND 
19.8.19, 18:17
Geposted von Kerstin Seidel

BLIND



Kralle mich ins Himmelblau
zerbreche mir die Nägel daran wein
rot tropft es an mir herab
fresse alles Grün dieser Erde und
atme süchtig die Sonne
brennt mir ins Fleisch: allein
schlucke ich das Meer Einsamkeit
ertränkt mich auf trockener Erde
Sand liegt mir in den Augen:
meine Hände ertasten ein Licht

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BAUMSEIN 
19.8.19, 18:13
Geposted von Kerstin Seidel

BAUMSEIN



Baum wär ich,
zottiger Riese
mächtig hoch und breit
mit meinen grünen Fingerspitzen
strich ich den weichen Bauch
der Wolken badend im Regen
machte ich mir ein Kleid
aus Jahren
das mich wärmt im Winter
und kühlt im Sommer
hart und weich zugleich
diente es den Käfern als Heim
meine suchenden Wurzeln
trieb ich weit hinein
in den Schoß der Erde
und legte sie um mein Herz
und fühlte sein warmes Schlagen
manchmal kam mein Geliebter
Wind uralt wie ich
und kühlte meine Wunden
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