CHANCE 
27.10.19, 11:50
Geposted von Kerstin Seidel

CHANCE



Die nackten Äste vorm alten Haus
reden womöglich vom Herbst
vom Reifen im Regen und
rotem Laub unter der Treppe
liegt das Licht und lauert schon
auf den Frühling zwei Zweige
schwimmen traurig im Blau
blicken ins offene Fenster
und sind verschlungen
mit dem Wind
eine kalte Sonne
treibt zwei Knospen
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REISENDE 
27.10.19, 11:48
Geposted von Kerstin Seidel

REISENDE



Meinen Himmel
schlage ich unter dem Bett auf
dort im Dunkel,
wo mein blühendes Paris ist,
wo ich träume wie die Ruhelosen
von Ufern, von betörenden Brücken,
von den Wegen zwischen
Himmel und Erde und Stein
gibt es diese Umkehr
im Schlaf und jenseits der Stirn
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ECHTE WÄRME 
27.10.19, 11:47
Geposted von Kerstin Seidel

ECHTE WÄRME



Ins Zeug legen, dann kommt er
der künstliche Blues, babyblau
sorglose Seichtheit, katographiertes
Leben das Berufslächeln mancher
Blumen und ihrer Parfüms, diese
Meeresbrise als Toilettenspray
verfügbares Vergnügen a la carte
mitsamt allen variablen Klang-
räumen, in die sich unser Hoffen
ergießt was in uns selbst noch
klingt, was anklingt in unseren Blicken
aber bewegt sich was,
unsere Stimme wärmt
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GRÖSSENWAHN 
29.9.19, 18:39
Geposted von Kerstin Seidel

GRÖSSENWAHN



In jungen Jahren,
wollt ich zu den Sternen fahren,
wollte Wolkenreiter sein,
baute Göttern goldnen Schrein,
hielt Licht hinter hohen Mauern,
erhob Leid zur Kunst des Trauern,
weidete mein Herz an Hass und
zerfloss wie Wein vom Fass,
selbst gab ich mir große Namen,
Tugend, Reinheit, Herzerbarmen,
stellte mich auf jeden Sockel,
kräht‘ mein Lied mit jedem Gockel
und versprühte Charme wie Sekt,
heute habe ich entdeckt,
dass das Echte liegt im Stillen,
dass das Rechte zwingt kein Willen,
dass die Wahrheit alles Sein,
meine Größe, liegt im Klein!
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ENTFERNT 
29.9.19, 18:37
Geposted von Kerstin Seidel

ENTFERNT



Mit welcher Stimme
rufe ich mich selbst mit
welcher Haut spüre ich
deine Wärme und mit
welchen Augen
lese ich von deinem Gesicht
deine Würde?
Ich bin auf Besuch
bei mir nun unter
lächelndem Pony rede ich
Worte wie kleine, böse Kinder,
die den Vater bespein und
ich weiß nicht wie
ist das - laufen lernen?
Meine Füße klemmen
unter einem Stein
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SCHWERELOSTEE 
29.9.19, 18:34
Geposted von Kerstin Seidel

SCHWERELOSTEE



Nichts mehr zu wiegen
vom Scheitel zum Zeh,
das ist mein Traum
vom Schwerelostee

Hab heut ihn mir
hinter die Binde gegossen
aufwärts, in´s Luftleer
steig ich die Sprossen,

Reibung gleich Null und
kein Stein mehr im Schuh
raubt mir beim Sternedurchqueren
die Ruh

Schwerelostee, mein nächtlicher Leiter,
schräg durch die Luft steig ich
hell und klar weiter ein Schiff,
das sich vom Kai gelöst treibt

ein Schiff, dem kein Ankergrund bleibt,
jegliche Haftung heftig zerrissen,
leicht wie der Atem auf frischem Kissen,

liebes Mondlicht, versteh wenn ich sag,
leicht ist, was ich heut schwerelos trag,
nichts mehr zu wiegen, vom Scheitel zum Zeh,
das ist mein Traum vom Schwerelostee

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SOMMERABEND 
14.9.19, 11:00
Geposted von Kerstin Seidel

SOMMERABEND



Die Straße steht
angelweit offen aber ich
steh starr vor der Tür
und verschlinge Vergessenes
links und rechts vom Weg
entscheiden sich
Bienen fürs Fliegen über die Bäume
stellt sich lichterloh der Abend
wenn ich komme
um meine Waben zu füttern
fällt der Regen wieder freundlich
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LEBENSLANG 
14.9.19, 10:58
Geposted von Kerstin Seidel

LEBENSLANG



Da ist er wieder der Wille
alles zu sagen, alles
zu tun wir lieben es
leicht ein Blätterhimmel
kühlt unsere Körper
noch wund von den Splittern
des Krieges, ja dieser Lärm
ist da und die Bilder
von den Menschen abgefallen
im Traum seh ich Sie
aufgehoben, leerleicht
kreisend über Lustgärten,
über Straßen nicht endend
der Sommer immer noch
dieses Begehren wir warten
noch wir sterben noch
einmal schrie der brandrote
Himmel über die Steine,
die Seele heilt schließlich
lebenslang
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TANZEND 
14.9.19, 10:56
Geposted von Kerstin Seidel

TANZEND



Jedes Fest, das wir feiern
gilt einem Gipfel jubeln wir
Freude und lachen und tanzen
den Tag, doch niemand kann sagen,
ob wir schon oben gewesen sind
wir Helden der Welt wundernd
ziehen wir wünschend dahin:
Himmelwärts!
Aber das Basislager ist unsere Sphäre,
Träume der Rest, wie viele Gipfel
von Nebel verborgen ragen sie auf
in unserer Hoffnung, die nie uns verließ,
manchmal sitzen wir müde
am Fenster und stunden die Zeit,
ein Kind radelt leise vorüber summend
ziehen die Wolken, weiße Gipfel
glücklich und fern
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HYMNE 
14.9.19, 10:55
Geposted von Kerstin Seidel

HYMNE



Ich schreibe ein Lied
entworfen aus Stille
geschrieben mit Blicken
gesegnet mit Blumen der Erde
und mit Armen erhoben zum Himmel
ein Lob auf das Leben und das Licht
gemeißelt aus Liebe
verströmt es Hoffnung auf Heute
gilt das Gute, das unbefangene
Lachen des Windes
mit dem freundlichen Segen
der Sonne schreibe ich die Worte
der Sehnsucht verschlungen
und klar
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