Das ist mein Land 
2.10.25, 14:22
Geposted von Kerstin Seidel

Das ist mein Land,



das geteilte, das geheilte,
von dem gesagt wird,
hier ist der Anfang und das Ende,
das ist mein Dorf, das sich im Schlaf über mich legt,
qualmender Schornstein und bellende Hunde,
das ist die Kirche,
die mit schwerem Sockel namenlos steht,
Das ist die Wiese, die man mit Trost pflasterte,
Feigenbäume und wilder Wein,
Das ist mein Land,
die dummen Dörfer, die Fahnenschwenker,
die kläffende Meute,
kalte Füße auf nacktem Pflaster,
Das ist mein Land,
das ruft, du hast es bequem,
während ich gehe und gehe,
wohin?
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NIXENINTERVIEW  
24.9.25, 10:37
Geposted von Kerstin Seidel

NIXENINTERVIEW



Hast du die Tropfen geformt,
den Fluss gemalt

gingst du zum Ufer
und kamst nie mehr zurück

wohnst du hinter der Wand,
in der Leitung unter dem Abfluss

zogst du den Stöpsel aus der Wanne,
um in die Tiefe zu entwischen

nahmst verklebte Haare mit verhexte Frösche,
Spülmittel und die tiefen dunklen Ängste unter der Haut

ließt du deine Schuppen wieder glitzern
da doch die Füße fremd waren

ergosst du deine Tränen in die Kanäle
und schwammst hindurch

bliebst du in den schwarzen Schleusen hängen
gefangen und der Liebe verlustig gegangen

was tat ich ohne dich,
lernte ich atmen ohne Luft?
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Aufräumen  
24.9.25, 10:04
Geposted von Kerstin Seidel

AUFRÄUMEN



Nun geht es ans Aufräumen, ans große
Gedächtnisräumen,
sagst du in deiner Sortierbesessenheit.
Nicht das einzelne Bild, der Hof mit dem
Springbrunnen ,
die Bilderflut, Wiese, Wald, Blick-
Netze
sind es, die sich in die Wirklichkeit weben.

Zum Schluß ein geschlossenes Fenster,
dahinter ein unvermutet leerer Tisch.
Alles von innen aufgenommen, ganz gegen
die Regeln.

Daß jeder Raum in eine Landschaft fließt,
weiß das Kind vor den starrenden roten Steinen,
die noch nicht einmal Salamander schützen.
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Fremd  
24.9.25, 10:03
Geposted von Kerstin Seidel

FREMD



Die kalte
Nacht in fremden Betten
und dein Atmen
hinter den Küssen
eine Matratze
mit Sommerdüften bezogen
wir warteten
auf den Morgen
auf Städte
aus Stein
Licht und
Wärme während
draußen die Katzen kämpften
als witterten sie
die unbekannte Erde
unter unseren Schuhen
wurden wir heimisch
in uns

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Herbstliches Schattenspiel  
22.9.25, 17:48
Geposted von Kerstin Seidel

HERBSTLICHES SCHATTENSPIEL



Zwischen-
Ton das Rot der Buchen, laut
riefen die Zikaden
ihrem Sommer nach und
unter unseren Füßen
fröstelte der Tau.

Oben
am Kirchturm zierte Zeitgold
stach tief
in die aufziehende Nacht.

Unten
der Marktplatz, Krieger-
Denkmal heiter die Glocke
hämmerte das Ohr
zum Gleichschritt

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Frei 
20.9.25, 07:12
Geposted von Kerstin Seidel

FREI



Wir schleichen dämmrig durch die Küche, Kaffee sagst du,
wie nebelgegossen durch die Gardine goldet der Morgen.

Graskratzer hast du vom Wandern,
als Momentaufnahme meditiert das Tal, buddhistische Birkensetzlinge begrenzen den Lärm


Die Wege sind bachläufig geschnitten
(warum ist die schönste Bank immer besetzt?)
und Wiesen wagen den Sprung in die Sonne, dein Lächeln stand dir bis zum Hals

Und über deine Würgemale, webte ich
Küsse so zart und zappelnd wie Spinnen filigrane Fäden und
als blieb dir das Wort dort kleben:

Aber dir gehen die Fäden ab,
die lösen sich von genau diesem Netz,
und der Kopf ist eine Lichtung und
die Gedanken sind frei

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Einfach so  
19.9.25, 08:42
Geposted von Kerstin Seidel

EINFACH SO



In meinem Ohr
ein Zwitschern,
wenn ich aus der Tür trete
in den Garten
zum Teich gehe,
für etwas Erholsames,
sei es nur das Füttern der Fische

In meinem Ohr
ein Summen,
wenn ich auf die Wiese trete
in den Tag,
für etwas Schönes,
sei es nur das Trösten der Bäume

Ein Klingeln
in meinem Ohr,
wenn ich Ankomme
bei dir
oder mir
ohne Schlüssel-
bund und Grund,
einfach so
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Hart 
18.9.25, 10:26
Geposted von Kerstin Seidel

HART



Er sagt, du bist härter als ich,
wie das Grün des Waldes
vor der Haustür ist mein Schweigen
ein Versprechen auf Vergebung,
diese stummen Wege
kreuzen die Angst
gehört zu den Anderen,
ich stehe neben mir
und werde wachsam
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Ufergeflüster 
26.7.25, 13:54
Geposted von Kerstin Seidel

Ufergeflüster



Längs des Flusses
ging ich direkt ins Herz,
der Abend wurde klar,
Linien flossen zusammen:
Der Vogel, das Abbild eines Vogels,
das Haus, das Abbild eines Hauses,
alles auf einen Blick.

Nach nirgendwo eine so weite Reise,
dass wir nicht aufbrechen mussten,
weniger Worte, aber nie ist es stumm,
den ganzen langsamen Tag murmelt
es Visionen in die Flanke des Flusses,
Es ist nicht Regen, sondern Fluss,
Es ist nicht Fluss, sondern Meer,
es ist all das und das Andere,
vielleicht werden wir dann nicht untergehen
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Gezeitenwechsel  
31.5.25, 07:09
Geposted von Kerstin Seidel

Gezeitenwechsel



Springende auf erdener Straße irregeführt irgendwie quarzgesteuert
der Wettlauf von Venus & Mars immer noch unentschieden im mondschill heller Städte wohnt Menschenlicht einsam der Moment mit dem Berg & der Mond silberner Knochenfisch aus Licht gezüchtetes Weltraumschweigen rätseldurchstürzte Energie knisternde Kerne auf Kollisionskurs rotierend gegen den leeren Raum wandern wie Sonden die Zeichen heran aus kältestem Plan auf Augenbahnen aus dem Orbit opalner Traumzeit zu Buchstaben erhöht das Aufwachen in der Sonne des Winters weiß
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