DEICHFRIEDE 
30.6.19, 10:48
Geposted von Kerstin Seidel

DEICHFRIEDE



Alles verlier ich am Fluss
der meine Geheimnisse trägt
wie ein Freund
steht die Birke am Deich
bleibt ein Blatt in meinem Haar
ist keine Angst stärker
und kreisen seine sanften Wellen
um mein waches Ohr
halt ich die Stille
zwischen dünnen Fingern
sein Rauschen ist der Sinn
all meiner vielen Worte
mit denen ich in Betonwüsten
Hoffnung gieße
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ENTWURF 
30.6.19, 10:46
Geposted von Kerstin Seidel

ENTWURF



Ich schreibe ein Gedicht
entworfen aus Stille
geschrieben mit Blicken
gesegnet mit Blumen der Erde
und mit Armen erhoben zum Himmel
ein Lob auf das Leben und das Licht
gemeißelt aus Liebe
verströmt es Hoffnung auf Heute
gilt das Gute, das unbefangene
Lachen des Geliebten
mit der freundlichen Wärme
seiner Worte schreibe ich ein Gedicht
verschlungen und klar

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HEILUNG 
30.6.19, 10:45
Geposted von Kerstin Seidel

HEILUNG



Mit gläsernen Füßen
tanzt die Nacht trägt
Erde im Mund und
durch die Wiesen
wehen weiße Tücher
Flussarme herauf
die mich halten
wie man Vertrautes
behält und heilt

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BAUMSEIN 
30.6.19, 10:43
Geposted von Kerstin Seidel

BAUMSEIN



Ich möchte ein Baum sein
ein zottiger Riese
verwurzelt, mächtig
und breit
mit meinen grünen Fingerspitzen
streichel ich den weichen Bauch
der Wolken badend im Regen
mach ich mir ein Kleid aus Wind
das mir den Winter wärmt und
den Sommer kühlt
hart und weich zugleich
dient es den Disteln als Deckung,
meine suchenden Wurzeln
treibe ich tief hinein
in den Schoß der Erde lege
sie um ihr pochendes Herz
und fühle das warme Schlagen
der Stunden
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ZU FEIGE 
30.6.19, 10:41
Geposted von Kerstin Seidel

ZU FEIGE!



Manchmal spring ich
mit meinem Leben um
wie mit einem Schwamm
lass ihn vollsaugen an Welt
und press ihn wieder aus
und am Morgen schmink ich mir
die eigene Meinung ab
und treffe dann einen Tag
an Krücken
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EINBLICK 
30.6.19, 10:40
Geposted von Kerstin Seidel

EINBLICK



Landschaft brennt
in mein Zimmer
über den Dächern
reckt ein Tag sich
und streut Laute
wieder rückt mir
die Stadt näher
schreibt neue Namen
in ihr Gesicht
die ich lesen werde
wie die Wiesen
vor der Stadt
Tummelplatz für Tagträume
wo Jahreszeiten
eine Sonne heften
an den Himmel
oder
Papiergesichter
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TEESTUNDE 
27.3.19, 17:52
Geposted von Kerstin Seidel

TEESTUNDE



Ein Lied findet seine Melodie
in der Innenseite des Kopfes
leise Stimmen rufen die Dämmerung
im Rauch, den du für Nebel hältst
brechen dunkle Wolken auf,
verwandeln sich meine Gedanken
in einen Schwarm von Zugvögeln,
aber du lädst mich ein
zuhause zu bleiben und ich
nehme dankend an und wieder alleine
sitze ich und mache Kerben
in den Küchentisch und zähle die Verluste,
diejenigen, die fehlen, stellen, legen
mit Blick auf das Feld trink ich meinen
Tee und füg mich wieder zusammen,
unsere Heizung gluckert glücklich
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REIGEN 
27.3.19, 17:51
Geposted von Kerstin Seidel

REIGEN



Die Sonne streichen wir
in der Farbe glitzernden Glücks
und gegen alle Zweifel reifen
unsere Träume zu gold, blühen
bunt vor dem Fall auf unseren
Weg über bucklige Steine,
die sich sträuben gegen
geordnete Schritte tanzen
unsere Füße Farben und Fantasie
in‘s geschliffene Parkett,
ein Reigen im Regen gegen
das Aufblühen der Angst unsere
Füße tanzen und tanzen weiter
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FLUCHT 
27.3.19, 17:49
Geposted von Kerstin Seidel

FLUCHT


Die Tür

Sie haben
den Käfig erfunden,
die Mauer,
die geschlossene Abteilung,
das immanente System


aber wir -
die Tür,
den Tunnel,
Risse in der Mauer,
Löcher im Zaun,

mögen sie uns
nach Hause bringen
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FRÃœHLING 
27.3.19, 17:47
Geposted von Kerstin Seidel

FRÃœHLING



Ich fege mit leichter Hand
den Schreibtisch leer und
lüfte den Winter zum Fenster
hinaus, gehe zum Regal, sammle
die verstaubten Visionen ein
und werfe sie zur Tür raus,
wo sie davon fliegen können
Ich schaffe Platz für zärtliches Grün
und einen Wald, in dem wir uns
treffen können, ein schöner,
sonniger Ort, an dem ich zu dir sage,
das bleibt mein Geheimnis
Mit dem Vorschlaghammer
geh ich auf leere Stunden los
und schaffe Raum für Liebes-
Geflüster, das schon lange
in der Luft liegt
wie der Duft von Narzissen
und Neubeginn

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