Herbst! 
14.10.14, 17:09
Geposted von Kerstin Seidel

Herbst!



Die Sitzauflagen
von den Gartenstühlen
herein holen, als ob
die Nässe
ihnen gelte
und nicht meinen Knochen
mein Bein meldet
die Kälte
schon vor dem ersten Schnee
und meine Lippen
sind blau
noch vor dem ersten Frost:
es ist zu spät für Küsse
bald ist die Luft
zu hart zum Atmen und mein Blut
zu zäh zum Fließen,
nur die eh schon Gefallenen
gehen jetzt noch nackt
baden im nahen See und
holen sich den Tod





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Dein Blick 
12.10.14, 16:12
Geposted von Kerstin Seidel

Dein Blick,



Dein Blick sticht
rote Rosen
in mein Fleisch,
so zart
bist du mir
unter die Haut gegangen
bleib nah,
wo meine Lippen
deine Zunge hüten werden
wie einen Schatz kostbar
Silberglanzketten sind
deine Arme geschlungen
um meinen Hals
feingliedrige Versprechen
das Blau vom Himmel
ist endlich meins

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Trotzdem! 
12.10.14, 16:09
Geposted von Kerstin Seidel

Trotzdem!



Alles was ich sagte
ist trotzdem
wahr
ich kann es nur nicht
beweisen
wie das Grün
das durch die Mauer wächst
wie der Fisch
der durch das Netz schlüpft
wie das Wasser
das durch den Riss rinnt
ist alles was ich sagte
wahr
trotzdem


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Bald! 
12.10.14, 10:41
Geposted von Kerstin Seidel

Bald!



Du bist tief und still
ein See ruht sich aus
in deinen Augen
und die Sterne liegen
sanft und etwas müde
in deiner Hand -
wie ich
dich ersehne
deinen Mund
den Bug deiner Stirn

hier
ist der Abgrund
und das Alt

drüben
wo wir
sein werden
ist der Weg
und das Neu

komm
ich trage dich hinüber
bald






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Wildgänse! 
11.10.14, 09:17
Geposted von Kerstin Seidel

Wildgänse!



Ein Schrei über mir lange
nicht mehr gehört wie weit
oben sie ziehen
nach Süden in Formation
eine Phalanx aus Federn und ich
folge ihren unsichtbaren Wegen
sie markieren Parallelen,
die Gefühle beschränken
auf das Wesentliche
einer mir unbekannten Ordnung,
einer Route zwischen Horizonten,
die ich noch nicht kenne -
ich folge ihrem Blick hinunter
auf Menschen und Felder:
platt getretene Lebewesen
in braun-grünem Teppich,
sie ziehen und ihre Flügel schlagen
Rost von meinem Herzen
schon gehe ich viel leichter







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Dein Duft 
7.10.14, 13:18
Geposted von Kerstin Seidel

Dein Duft



Dein Duft auf den Poren meiner Haut
in den Tälern meines Selbst
regt sich, was ich nicht begreife -
also beobachte ich dich registriere
die Zeichen deiner Entfernung
von mir, freue mich über jeden Moment,
den du zu mir zurück kehrst nur manchmal
berührt mich das Lächeln der Anderen aber
alles, was ich dort finde vergleicht sich mit dir
alles spiegelt deinen Duft wie
einen abstrakten Begriff von Liebe
die nicht Teil ist und dennoch
die Kraft eines Sturmes hat wer weiß
um dieses stille Ja in dessen Auge
wir ruhen im Zentrum steht die Erkenntnis
wie erkenntnislos ich bin, wie ich schwelge
blind vor Sehnsucht und rede, rede verzweifelt
unsere Nächte entzwei bis
Müdigkeit deine Stirn kräuselt unmerklich
zart meine Hand dein Haar streichelt
deine Augen schon halb geschlossen unglaublich
schön weil sich in ihnen spiegelt dein Duft



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Sterben! 
6.10.14, 14:21
Geposted von Kerstin Seidel

Sterben!



Erde bedeckt
die Wurzeln
dürfen dennoch
nicht
gerodet werden
die Bäume
könnten
sterben aber
wie viele
Wurzeln werden
gerodet
in uns




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Imperativ! 
6.10.14, 14:05
Geposted von Kerstin Seidel

Imperativ!



Durchsichtig
bis zum Firmament
nicht verbannbar
die Wahrheit
lichtet die Nacht
und erinnert mich
an das Mögliche -
immer wieder
einen neuen Tag
auf mein Gewissen nehmen




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Aber! 
4.10.14, 07:54
Geposted von Kerstin Seidel

Aber!


Es ist gut,
aber nur fast

es ist schön,
aber nicht wirklich

es ist wahr,
aber nicht echt

es ist jetzt,
aber nicht immer


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Manchmal 
28.9.14, 18:40
Geposted von Kerstin Seidel
Für Liselotte:

Manchmal,



steigt meine Mutter
aus den Seiten meines Tagebuches
und verlässt ihren Kerker voller Erinnerungen
blickt über den Scherenschnittwald der Sehnsucht
wo die Hoffnungen sinken im Feuer des Sonnenuntergangs
leuchten die Steine, ein jeder ihr vom Herzen gefallen,
jetzt bilden sie die Mauer zum Friedhof wo
die Erdbeeren wachsen auf ihrem Grab so süß
und saftig und schön und wachsen
und wachsen bis hin zum Tod



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