MORGEN  
18.4.21, 09:23
Geposted von Kerstin Seidel

MORGEN



Was die Zukunft bringt mit
hämmerndem Herzen vor Angst
blankem Salz in den Wunden,
blitzendem Rauhreif in der Wiese,
weiches Moos, wimmelige Wesen
uns freundlicher gesonnen der März,
jeder trägt seine Hoffnung
unter löchrigem Hut
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HOFFNUNG  
15.4.21, 19:12
Geposted von Kerstin Seidel

HOFFNUNG



Graue Wolken wie zusammengetrieben
und gedemütigt das Grelllicht
der Laternen, Lasten geschundenes
Geländer, müde Schattenfratzen,
Treppenstufen wie in
den Himmel gebohrt,
schwarze Straßen, mäandernde Myome
sich kreuzigender Körper
im Kampfgeheul der Motoren
mischt sich Menschliches
unter neuem Beton rottet
altes Eisen am Boden kauern
zerknautschte Bierdosen
abseits, hinter stinkenden Sträuchern
blitzt das Lächeln von der Plakatwand,
elektrisierte Lippen, medialer Massenmord,
jäh, brutal, weiß
und immer dieser blasse Schimmer,
Hoffnung

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Ostern  
3.4.21, 15:24
Geposted von Kerstin Seidel

Ostern



ist die Mandelbäume blühen
durch Gestrüpp ragen knietief
Baumstümpfe aus dem Boden
ihnen wurde die Zeit beschnitten,
ein Ruf weit stellt sich das Haus
in die Stille hängt der April grüne
Tücher in die Bäume häutet sich
das Holz brennt im Osterfeuer
tagelang schwelt Schwere der
Flügel, den Tauben bin ich zu nah
gekommen, sie legen ihre Federn ab,
steigen durch die Zweige,
einige brechen unter dem Gewicht der Luft
erkenne ich deine Schrift,
deine Worte kennen das Schweigen
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Still 
2.4.21, 19:27
Geposted von Kerstin Seidel

STILL



Wer wird erzählen von mir
wissen von meinen Worten
wie bleibt das gesagt und
die Tage, die mich trugen
am Ende tragen sie Titel
wie Pandemie und das
ohne Widerspruch und keiner
erinnert sich wie du meine Hand
hältst und welche Farben
du malst in meinem Herzen
steht die Zeit still
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Hoffnung  
28.3.21, 11:13
Geposted von Kerstin Seidel

HOFFNUNG



Der Gang im gefrorenen Gras
zum Schuppen hinter dem Haus
liegt Holz zerhackt wird nie wieder
Buche, aber ich lese an Zweigen
das Knospenalphabet,
das Laub lese ich zusammen
mit einer Hand halte ich Erde,
meine Haut streichelt Wärme
und die Sonne setzt grüne Punkte
unter dem Laub liegt Hoffnung
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Mein Land  
21.3.21, 08:40
Geposted von Kerstin Seidel

Dies ist mein Land

,

meine Erde,
die mich mit Schlaf bedeckt
mit schwerer Scholle und
schimmerndem Grün, der Lärm
der Stadt, in der ich erwache
findet kein Ende und bittet
um Nachsicht, die Sirenen der
Notarztwagen negieren die Stille
auf leeren Straßen bellen Hunde
den Tag an, dies ist mein leeres Land,
das mich Abends bekniet und
Morgens bebellt, ein Land,
von dem man sagt,
daß alles hier aufhört und
alles anfängt auf weißer Wand
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Signale  
28.2.21, 08:37
Geposted von Kerstin Seidel

SIGNALE



von Sternkollisionen
betreten die Stille
Achtuhr
Nachrichten sitzen nun im Ohr
die vorgerückte Zeit im Raum
steht still und die Antenne
siebt Schweigen aus Stimmen,
in der Küche tickt die Uhr,
weggerückt der Stuhl, das Wort
endet mit dem Satz, es raschelt
Falten in die Decke, ein Knistern
auf dem Tisch steht die Tasse,
im Moment kein Empfang
aus dem Radio ein Knistern ,
das Hirn siebt Töne aus dem Rauschen,
die Stimme atmet Worte
über die Leitung tritt
Spannung in den Raum,
bis wohin steigt die Zahl,
bis wohin dürfen wir fliehen
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Zeit haben  
27.2.21, 09:56
Geposted von Kerstin Seidel

Zeit haben



für das Rotkehlchen auf dem Ast
das mir Komplimente macht
über die Farbe der Stühle und
auf dem Tisch das Glas spiegelt
die Sonne im Zenit der Zeit
steht die Stille senkrecht im Rahmen
das Bild meiner Mutter so schön
als sie noch lebte die Zeit geben
dem Tag, dieser Stunde im Bad
vor dem Spiegel stehen und staunen
über das Begreifen der Grenze
zwischen dem Jetzt und mir bleibt
so viel Zeit mit der Rose zu reden,
woher und wohin dann,
die Blätter des Abrisskalenders
kürzen das Unendliche, blättern
auseinander, um mich ein- und
auszulassen, um zu lernen Zeit
zu haben ist es nie zu spät

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Freiheit  
15.2.21, 09:30
Geposted von Kerstin Seidel

FREIHEIT



Wir gehen in der Sonne
zu Hunderten
jeder von uns eine
halboffene Tür
die in einen Frei-
raum für uns alle
führt unter uns
der unendliche Boden
das Wasser leuchtet
unter den Birken
der See ist mein
Fenster zur Erde
die Angst unterbricht
ihren Lauf das Licht
sagt, daß es
die Freiheit gibt
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Am Abend  
30.1.21, 09:31
Geposted von Kerstin Seidel

Am Abend



kommen die Dinge nah
das blätternde Blau des Himmels
mondhell verfließen Sterne
wir fangen das Licht in Fenstern
dahinter leben die Farben im Zimmer
der bunte Blick von Blumen über
den Tisch führen Worte zu dir
im Dämmerlicht stehen die Stühle
still sitzen die Schatten im Dunkel
fällt die Zeit in Zwischenräume
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