Echte/ Kindheit  
13.10.24, 11:31
Geposted von Kerstin Seidel

ECHTE



Hier, wo die blauen Bäume ihre Blätter werfen
wie Bänder flatternd im Wind,
war mein Feld, unter dem Gras das Wunder,
wurzelte Licht, das wir säten
in vierblättrigen Liebesformen, hier Glück
und dort Tiefkühlkost für die Traurigen ohne Balance und Blau, dafür blind erloschen im Winkel der Kirche, blieb die Kindheit ein ernster Versuch, wegziehen, endlich die Zehen in den Mund nehmen dürfen und spielen wie Zwei, die ein Du und Ich verstehen, Worte gossen wir wie Blei, diese Käfer, diese kupferfarbenen Dinger wie braune Engelchen erleuchteten die Scheune, hielten uns auf Abstand zur Realität, riefen uns zur Rebellion gegen das Rauschen, wir wollten die Stimmen der Hunde hören, bissige Angst aus Mangel an Tönen, eine Kläffende Kritik, Vorstadtunruhe hinter den Kulissen der dichten Gardinen die Spinnen und ihre Netze, nette normale Nachbarn und wir Eintagsfliegen, täglich neue Narrative, lebten mit zwei Hälften ohne Bindestrich, rechts-links, oben-unten Schnitte, feine Narbenmuster, kartographische Lymphknoten im krebskranken Gewebe der Gewohnheit, wir waren mit nichts verwandt, nur wir, mit nichts drunter, nur Haut und Knochen
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